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BuchDie Feder stockt1983: Die Feder stockt : Begrenzte Druck, Deutsch, vorveröffentlichten Auszug aus Seelenhunger - Erlebnisse und Gedichte. Verlag Rudolf Riethausen, Hanau) - Lange deutschen Gedicht. Nachdenken über Deutschland des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Gedicht ist # G218 in der Gedichte Archiv. Die Feder stocktNavigation durch Gedicht Abschnitt (gesetz etwa alle 100 Zeilen):
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Vorwort:
Einsteins Botschaft
Was Einstein mir während unserer 34 Jahre dauernden freundschaftlichen Beziehungen sagte, möge als Einleitung dienen: "Sie haben die heilige Pflicht, die Jugend aufzuklären. Sie haben die Schlacht von Verdun überlebt und ein Gelübde abgelegt. Jetzt ist Ihre Zeit gekommen. Die Atombombe droht drei viertel der Menschheit zu vernichten. Nichts ist so wichtig wie die Sorge um den Menschen und sein Schicksal, und so lange ich lebe, will ich dazu beitragen, daß die Schöpfungen des Geistes den Menschen segnen und nicht verfluchen. Sie haben schon einmal versucht, das deutsche Gewissen aufzurütteln, als Sie über mich im Berliner Rundfunk sprachen. So ketteten Sie damals Ihr Schicksal an meins. Ihre Rundfunk rede wurde mit Ihrem Verdunbuch und Ihren schönen Gedichten auf denselben Scheiterhaufen vor der Universität geworfen, wo auch meine Bücher lagen. Wir waren in guter Gesellschaft –die jüdische Bibel wurde auch verbrannt. Goebbels ehrte die Inquisition mit einer Ansprache, und bald wurde auf meinen Kopf der Preis von 2o.ooo Mark gesetzt. Wir beide taten nichts gegen das Gewissen, selbst wenn der Staat es verlangt, und so treffen wir uns jetzt in Amerika als Flüchtlinge wieder. Unsere Erfahrungen haben uns geprägt. Wir müssen versuchen, das Denken und die Methoden der Vergangenheit, die zwei Weltkriege verursachten, zu ändern, um ein Denken der Zukunft vorzubereiten, das Kriege unmöglich macht. Unsere Atomwissenschaft braucht eine Weltautorität. Ja, ein Weltätaat ist unabdingbar, wenn wir fortleben wollen. Ich fühle, daß Sie dazu berufen sind, für die kommenden Generationen zu säen. Es ist schwer, die traditionelle Denkart der Staatsmänner zu beeinflussen, darum richten Sie Ihre Botschaft vornehmlich an die Jugend der Welt. Beginnen Sie mit den Deutschen. Zeigen Sie, wie ihre Väter gegen das Gewissen gehandelt haben, weil es der Staat so verlangte. Appellieren Sie aber nicht an den Intellekt, sondern an das Herz der jungen Generation. Benutzen Sie Ihre dichterische Feder, die nicht von wissenschaft lichen Erwägungen, sondern von der Intuition inspiriert wird. Die Liebe zu Gott und zum Mitmenschen ist eine unabdingbare Einheit. Es gibt keine Liebe ohne Gerechtigkeit und keine Gerechtigkeit ohne Liebe. Schreiben Sie, wecken Sie das Gewissen auf! Es ist Viertel vor Zwölf. Die Apokalypse steht vor der Tür. Denken Sie an Ihr Gelübde, das Sie als Kriegsfreiwilliger des Kaisers auf dem Schlachtfeld von Verdun abgelegt haben". William Hermanns 1983 G213 1.
Die Feder stockt Gibt's eine Tat in der Geschichte, die nicht begangen in eurer arischen Heroenzeit? Wo ist der Dschinghis Khan, wo ist der große Mann, der eure Greuel überbietet? So hoch und weit gibt's keinen Himmel, der eure Tat verstecken kann. Was da gedacht und rot gesponnen, was da getrieft, in Blut gewogen, was da an Schuld durch die Geschichte sich muß winden - so furchtbar kann der Teufel nichts erfinden. Doch ihr beklagt euch; denn die tausend Jahre legt die Geschichte auf die Knochenbahre, auf das Untermenschgerüst, und werden nicht in Glorie gehüllt. Gebührt denn Haß nicht dieser Sippe,
die mit ihrer Judaslippe unsern Heiland hat geküßt? Haben wir nicht Gottes Wort erfüllt? Den Gottesmörder haben wir vernichtet. Warum werden wir gerichtet? Jetzt auf eingeaschten Knochen wird das Reich zu Grab getragen. Deutsche Lande: Verrat und Schande. Und wir wollen doch dein Heil! Wir, die Jünger der Vision, mit dem neuen Kreuz voran, Heil dem neuen Menschensohn! Die Zukunft spiegelt sich in unserem lackierten Stiefel. Die heilige Ordnung hat sie für die Welt geputzt, und nie hat Ungehorsam sie beschmutzt Heil dir, edle Uniform! Unser Glaube setzt die Norm. Glaube an die Auserwählten, selig, die darunter zählten. Daß niemand uns die Gelbe Haut verdamme, auch sie gehört zum auserwählten Stamme. Wir sind gesandt, die Welt zu ändern; fort mit den Staaten, mit den Ländern! Was in der Bibel angedeutet, still verhüllt, wird durch sein Buch erfüllt. Und jetzt legt man die tausend Jahre auf die Untermenschenbahre. Das uns, dem neuen Deutschland, uns, der Jugend Zier, der Hoffnung Atem! Sprich, was taten wir? Was da an Worten losgelassen, was da geschmiedet und gelötet an den Geburts- und Totenscheinen, was da geschworen vor Gericht - - die Sonne selbst errötet, zieht graue Schleier vors Gesicht. Grau und schreckensvoll das Land. Dank eurer Heldenhand! Dank eurem Heldenmunde! Ihr hattet eure Stunde: Gibt 's denn keinen Tropfen mehr in der Vene, in dem Becher? Wie es heute lustig doch geflossen! Täglich lud uns der Sadismus und die Bestie ein zum Schmaus: Was für eine Augenlabe, was für eine Zungenweide! Die rote Feuchte und der Schaum des Mundes. Ich bin des Himmlers rechte Hand: spielt mir Bach und Mozart auf! Musik, sie übertöne lästiges Gewimmer. Singt und fühlt den heiligen Schimmer der stillen Nacht! Das Christkind ist geboren! Bier ist braun, und Blut ist rot. Heil dem Leben, Heil dem Tod! Alles wie im Kartenspiel gemischt, und Handschuhe trägt unsre Hand beim Spiele. Wir sind aus dem Herrenland. Kommt, Ukrainer! Kommt, Zigeuner! Zweite Menschengarnitur, es wird aufgetischt! Und es wird dabei gesungen. Langsam wird der Atem ausgewrungen. Legt an den Nackenknoten! Langsam, zwanzig Minuten nach der Uhr, ziehe er sich zu! Bitte, meine Herren, keine Zoten! Weihnachten ist da! Stille Nacht, kein Zappeln, alles hat Ruh' Im Lager schreit ein Kind. Es liegt nicht in der Krippe. Wieder die verfemte Sippe. Paßt mir nicht - - unangenehm zu dieser Stunde. Zigeuner, hole Lehm! Gas dem Atem, fort mit dem Gezeter! 2. Der Weltgeschichte stockt die Feder. Wo läuft die rote Rinne hin? In die Ewigkeit. Der Kosmos trägt das deutsche Leid. Was kümmert mich der vage Kosmos,
noch weniger das Endgericht! Was ich nicht sehen, fühlen kann, beängstigt mein Gewissen nicht. Vergangenheit ist mehr als Schall und Rauch. So stark ist auch kein deutscher Mann, daß er, dank Tabak und viel Bier, sich ihr entziehen kann. Vergangenheit gebiert Erinnerung. Sie füllt mit Kälte deinen Raum, hat auch die Angst dort abgelagert. Die Wirklichkeit - - kein Traum. Ich laß die Toten ruhn, hab' nichts damit zu tun. Doch scheint mir, du bist seelisch krank. Warum? Mein Hemd war weder schwarz noch braun.
Doch schaut die Krankheit übern Zaun. Hatt' dich der Gruppengeist nicht eingefangen? Bist du nicht stolz und gläubig mitgezogen? In grauer Farbe hast du viel betrogen. Wie kalt und siech bist du doch seelisch jetzt, wie müde und gehetzt! Weh, wer vom Gruppengeiste angesteckt! Der stirbt nicht, der verreckt. Ich tat doch meine Pflicht und steh'- jetzt vor Gericht? Hab' keinen Juden umgebracht. So seelenlos, so gnadenlos, so morsch, so tot bin ich doch nicht gewesen. Hab' nichts gewußt. Und hätte ich gewußt, ich fühlte mich nicht auserlesen zu sprechen. Die Größeren sind dazu da. Und wußten sie denn, was geschah? Und heimgesucht wird unser Land, als ging es in den Untergang. Ich gebe zu, bin manchmal bang. Kein Ende da, wie lang, wie lang? Die Erinnerung hat kein Ende, sie stellt aus keinen Totenschein. Sie zieht als Fluch durchs deutsche Land. Ach, Menschenwurm im Schandgewand! Ich hab' nie "Heil" gerufen, weiß von nichts:
Nur eins weiß ich, was andere erzählten. Von Schreien, die man auf der Straße hörte. Von Schwaden, die man sah, ohn' Ende sah, sie wurden manchmal auch hierher getrieben. Wie Rauch vom Schornstein sah es aus. Es wurd' geflüstert: Was, das weiß ich nicht Mari sprach auch manchmal vom Geruch. O, der Geruch, er steigt ins All, ins Licht. Er hat Substanz und hat Gewicht. Auf der Auschwitzrampe brennt die Ewige Lampe. Die kosmische Mühle mahlt und mahlt, der letzte Heller wird bezahlt. Gestehe doch, wie krank du bist! Wie krank als Christ! Krebs wuchs am jungen Mädchenleib - - zum Forschungsinstitut. Zermahlene Knochen als Dünger. Und auch manche dicke Scheibe des jungen Fleisches - - mußte man doch sparen, nachdem das Öl bei Stalingrad zerfloß - - ward unsrem treuen Schäferhund verfüttert,- der Heilsbotschaft ergebenster Genoß. Die junge Haut, gar herrlich tätowiert, hat manchen Lampenschirm geziert. 3. Was sagst du, deutsche Frau, zu dem was war? Du bist doch Mutter jetzt, hast Kinder gar. Ich hab' es nicht gewußt. Ich kann's beschwören. Auf Urlaub kamen sie nach Haus'. Beim Bier wurd' manches rum erzählt. Es ist ja meine Pflicht, still zuzuhören. Die armen Männer. Lang in Rußland drauß' sie haben sich ihr Schicksal nicht erwählt. Er sprach einmal von einem Massengrab, wohl 5o Meter lang. Drin wogt' es hin und her von Männern, Frauen, Kindern. Wogte wie ein Meer. Mein Mann hat zugedeckt das warme Wogen und ist dann an die Front nach Stalingrad gezogen. Was kann ich tun als Frau? Wir waren doch im Krieg, und Schweigen war's Gebot, wir wollten doch den Sieg. O liebe deutsche Frau: "Ich hab' es nicht gewußt," mit diesem klugen Wort gibst du doch dein Gewissen den späteren Generationen als ein Ruhekissen. Schuldlos zu sein, o fromme Labe, fromme Lust! Speer, selbst nach Spandau, zeigte mir die deutsche Brust: "Von Auschwitz hört' ich nach dem Krieg. Vermied den Ort auf Wunsch des Generals." Sein Schweigen sprach das Wort: "Wer es nicht wissen will, der hat es nicht gewußt." Komm, Doktor Lucas, Rampenarzt von Auschwitz! Du fühltest Reue über die Verbrechen und sagtest mir:"Ich hab' den Tod verdient." Von deiner Reue soll der Deutsche sprechen. Was da an Heiligem zertreten, an Ehrfurcht vor dem Menschenleben, selbst dem Kind im Mutterleibe wurde kein Pardon gegeben! Was da an Foltern ausgeheckt, was da seziert als Futter für die Ratten, hat die Geschichte aufgedeckt, um Dschinghis Khan zu überschatten. Wie waren die Befehle, wie schrie's aus deutscher Kehle: Um den Freuden des Systems zu frönen, müßt ihr die Ordnung der Natur zerschlagen, müßt ihr der Untermenschen Stöhnen gefühllos wie der Kruppsche Stahl ertragen! Was da sich an Vergeltung staut in unsichtbaren Regionen, was da gerächt wird in dem Land, wo jetzt die Kindeskinder wohnen, was da durch die Geschichte zieht an Haß und Not von Männern, Frauen, das macht das Kind aufschrei'n: "Warum?" Die Antwort ist voll Grauen. Ich war dabei, ich wurde ausgespien vom Tode. Denn mein Wille hat geschrien: Lebe und verkünde, zieh umher, mach' der Vergessenheit das Leben schwer, und zeige auf die tausend Du, die nichts gewußt! Zeige auf die reuelose deutsche» Brust! Wo das Gewissen erfroren, ist der Mensch verloren: "Hab' nichts getan, brauch' keine Scham zu haben. Und die Erinnerung an gestern ist begraben." Was jung, lebt im ewigen Morgen,
ist auf die Sonne erpicht. Die Rosen und wir sind geborgen, wir wachsen zusammen ins Licht. Was die Väter in ihrem Wahn an Untermenschen getan, was können wir dafür? Sollen sie beten den Rosenkranz! Wir vjollen Disco, Liebe, Tanz. Der Dreck liegt vor ihrer Tür. Was da im Kosmos sich gesammelt an Todesnot, Verzweiflung, Stöhnen, was da durch die Äonen schwelt an Lästerungen, kaltem Höhnen - - war's auf Jahrtausende verteilt, der Menschheit wär's genug gewesen der Greuel. Dies vom Volk, das glaubt, es sei ein Herrenvolk, erlesen. O, Jugend, willst du in die Zukunft schauen, Trojas Kassandra wendet sich mit Grauen. Die Erinnerung zeugt Kräfte, sie fließen zusammen aus dem Unsichtbaren, die Zukunft steht in Flammen. Was sagt ihr, deutscher Mann und deutsche Frau, die ihr Vergessenheit umarmt, wenn euer Kind, so hart wie ihr, sich eures Alters nicht erbarmt? Der Schöpfungsgeist kann nicht vergessen, euch wird die Strafe zugemessen, von Tränen, die da flössen. Der Gruppengeist, er altert nicht, und blutig rot ist sein Gesicht, und wieder wird geschossen. 4. Die Jugend ahnt, was ihr gesät, an Juden hingemäht. Ahnt, daß die Schuld sich rächen muß, betäubt sich im Genuß. Ich bin die Mutter meines Kindes und bin eine deutsche Frau. Wie aus dem Hause ich gebombt, ja, das weiß ich genau. Äonen fragen die Geschichte, ob die Deutschen wohl erröten, sich erinnernd an das Wort: Du sollst nicht töten. Fragen, ob die Führerhelden Menschen in die Öfen stießen, Sonntags dann zur Kirche gingen, Gott zu genießen. Ob sie Gotteshäuser fegten glutheiß mit kristallnem Besen, ob sie sind das Herrenvolk, rassenstark, erlesen. O, Äonen, eines rühmt an dem Deutschen, wunderbar: Jeder hatte einen Freund, der ein Jude war. Ach, wie sie beteuern, sich schlagen an die Brust: "Wir haben es nicht gewußt." Zu den Freudenfeuern der Bücher, Synagogen, sind Mann und Frau gezogen. Der Führer ward gefeiert. Hat je Scheinheiligkeit so selbstgerecht geleiert: "Ja, böse war die Zeit." Hat je ein Mann gedungen ein Volk zur Mörderbande, den Atem ausgewrungen am Kind? Hat je die Schande so gründlich Buch geführt? Die Zeilen triefen rot. Ob's wohl der Deutsche spürt, sein Kind ist jetzt in Not? Was auf mich zukommt, furcht' ich nicht; ich werd' nicht zittern und nicht beben. Ich hab' gebetet und gebeichtet; die Sünden wurden mir vergeben. Ja, ich zog mit, hab' auch gesungen, war doch an meinen Eid gebunden. Lagr lange auch im Lazarett; ich leide heut' noch an den Wunden. Schaut euch nicht um, der Plumpsack geht rum! Er ist die Schuld des anderen. Du stehst im Kreis und zitterst leis'. Ein ewiges Wandern. Jetzt steht im Krieg der Sohn, was für ein bitterer Hohn, er kann doch nichts dafür. Bald spielt der Enkel mit, ich hör' des Plumpsacks Schritt. Der Kreis vor meiner Tür. Was geht die Schuld der anderen mich an?
Ich bin kein Feigling, stehe meinen Mann. Zwar nachts kann ich nicht schlafen und denk' an das, was gestern war, und denk' auch an mein Ende. Das Heil, das mit dem Mund gestorben, hat die Erinnerung erworben. Baut der Geschichte eine Leiter. Die Kindeskinder steigen nieder. Du selber kommst mit ihnen wieder, die Hand grüßt weiter. Du gehörst dem Mund, der Hand, wie du deinem Volk gehörst, wie dein Atem der Luft gehört. Die Verderbtheit des Bewußtseins möchte lieben, um zu hassen, möchte geben, um zu rauben, trägt vielfältige Gesichter. Möchte sich umarmen lassen, selbst vom Glauben. 5. Wer zählt die Starken, nennt die Namen der Herrenmenschen, die da kamen ins Lager und der Wollust frönten. Der Folterstuhl, die Bogertschaukel, Sadistenwonne, Sinnengaukel, das nackte Zucken, wie sie stöhnten! Mutter, die du ihn geboren, bist du noch stolz? Dein Sohn, erkoren, Herrenmensch zu sein? Und du, Kirche, machtest mit, stärktest seinen Schritt und Tritt mit Brot und Wein. Und die Hölle wird lebendig, nimmt die Leitung eigenhändig, füllt die jugendliche Seele. Keine Scham und keine Reue, roh, gebetlos, so aufs neue altes Feuer, weiter schwele! Wie sie wieder gärt, die verrunzelte Tradition des Siegfrieds mit dem Schwert! Aus dem Wald im Osten ruft's wie Donnerhall. Nach Westen schaut der Posten. Lied der Nibelungen, töne: Kommt zum Gastmahl, deutsche Söhne! In den Wäldern wird es kalt, will die Sonne nicht mehr scheinen? Ein Geruch wie alter Moder steigt aus den Gebeinen. Ist der Haß des grauen Nebels Vater deutscher Heldentat? Und ist Varus auferstanden, rächt jetzt den Verrat? Eines weiß ich: Die Gesetze kosmischer Gerechtigkeit weben zeitlos, weben ahndend, weben tiefes Menschenleid. Die Heimsuchung kann kein Gebet verhindern, Weh, deinen Kindeskindern! Und da stöhnt's in manchem Haus: "Laßt es ruhen, grabt's nicht aus! Erinnerungen sind Qualen." Die kosmische Gerechtigkeit schaut unbestechlich auf die Zeit: Der 'Schuldige muß zahlen. Der Schöpfungsgeist hat Haupt und Glieder, läßt sich auf der Scholle nieder, wo du bist und spricht: "Meine Liebe und Gerechtigkeit hast du verschmäht, dich in deinem Rassenwahn gebläht - - ich halte kosmisches Gericht. Du schriebst das Menetekel auf die schwarze Wand, es wird tausend Jahre währen, da hilft kein Aufbegehren. Armes Land!" Wie furchtbar dann, als deutsche Mutter zu gebären! Haben gar denn meine Töchter Recht, das Kind im Mutterleib zu töten? Wenn das, was gestern war, geahndet wird an denen, die noch nicht geboren, wer hilft mir deutscher Mutter? Wohin ich mich auch wende, die Heimsuchung ist ohne Ende. Habt die Knaben doch geboren, die als Helden ausgezogen. Mit Blumen schmücktet ihr den Zug, winktet stolz mit glühendem Gesicht. Betetet ihr für den Führer nicht? Kein größerer Betrug als Selbstbetrug. O, Ideal, Germanin mit dem Schwerte! In heiliger Rüstung prangt auch der Gefährte. Jahrtausende, o Mutter, schau'n dich an. Sahst zu dem Schwertertanz, o welche Lust, und riefst, das Knäblein an entblößter Brust: "Jetzt blickt auf dich dein Sohn, o deutscher Mann!" Durch die Jahrtausende zog Sohn auf Sohn im Kriegerkleid. Gibt's einen besseren Lohn für eine Mutter! Seht den jungen Mann mit Orden an der Brust! Hab' ihn getragen. Ob Söhne andrer Mütter er erschlagen, was geht das eine deutsche Mutter an? Ich Mutter kann doch nichts dafür,
daß Deutschland meine Heimat ist. Die deutsche Bibel gab uns Luther, und Luther war ein Christ. 6. O Deutsche, hätt'st du doch die Bibel nicht erwähnt! Sind da nicht tausend Jahre wie ein Tag, und meint dich nicht das kosmische Gericht, wenn es von Babel spricht? Wer von der Bibel spricht, dem gibt auch Goethe Licht. Nennt er die Deutschen nicht Barbaren, sie sollten vom Gemüt nicht so viel sprechen? Wer von der Bibel spricht, dem gibt auch Heine Licht. Er prophezeit, daß auferstände Thor mit dem Hammer, der Germanengott, die gotischen Kathedralen zu zerschlagen. Doch soll die Bibel selber prophezeien. Sie spricht von Babel, als war' es gestern aufgeschrieben, was hier im Land geschehen. Tausend Jahre bleiben stehen. Die Erinnerung wirkt fort im All. Wirkt sie zum Segen oder zum Zerfall? Das weiß das kosmische Gericht, ich nicht. Ist es Jeremias' oder meine Klage? "Schämen müssen wir uns, denn Schande erfuhren wir! Unser Antlitz bedeckt Schmach. Ich zahle den Bewohnern von Babel all ihre Bosheit heim, die sie an Zion verübten. Die Erde zittert und bebt, denn an Babel erfüllt sich der Plan des Herrn, das Land Babel zur Wüste zu machen. Die Tochter Babel gleicht einer Tenne, da man sie feststampft. Noch kurze Frist, dann ist die Erntezeit für sie da. Babel wird zum Trümmerfeld, zur Wohnung für Schakale. Zum Ort des Entsetzens und des Grauens für die Bewohner. Bei ihrer heißen Gier bereite ich ihnen das Mahl und berausche sie, daß sie betäubt werden. Himmel und Erde und alles, was in Ihnen ist, Jubeln über Babel, wenn von Norden her die Verwüster überfallen." Wo Böses die Erinnerung gezeugt, da wird der Mensch zu einer Eiterbeule. Er läuft umher, gepeinigt, kalt gebeugt, und was er denkt und tut, strahlt aus die Fäule. Nur wo er Reue hat, wird aufgestochen die quälende und stinkende Substanz. Der Fluch der tausend Jahre wird gebrochen. Auf seiner Schwelle liegt kein Totenkranz. Nur eine Wahrheit, aber viele Lügen gebiert der Augenblick. Die Hölle liegt in Wehen. Was für ein Jagen, Hassen und Betrügen! Wär's immer Nacht, dann könnt' man uns nicht sehen. Wo Nacht, wird das Gewissen träge. Dem deutschen Schulkind wird verhehlt: Die Schuld hat kosmisches Gepräge, und die Kristallnacht schwelt. Ich muß gestehen, wir Frauen sind hart geworden
durch rauhe Umwelt und den kalten Norden. Bin stolz auf mein germanisches Geblüt, bin stolz auf's schöne deutsche Wort Gemüt! Am frühen Morgen, wenn die Hähne krähen, bin ich am Waschen, Kochen, Putzen, Nähen. Ja, liebe Frau, wohl bist du hart geworden. Doch auch Holländer und Schweden sind von Norden. Ihr Gruppengeist singt andere Melodien, und das Gemüt hätt' ihnen nicht verziehen: Sie retteten wohl zwanzigtausend Kinder aus der Hand arischer Schinder. Dein Auge ist vom kleinsten Staub beleidigt. Staub wittert deine Nase wie Gestank! Fegst du nicht besser als den Bürgersteig, wäschst du nicht besser als die Tür und Bank dein Inneres, das Gemüt? Bist du nicht krank? 7. Ja, seelisch krank bist du, Germania! Die Haut trägt gern die Rüstung. Stolz gebläht gebarst du Söhne den Jahrhunderten. Und was dein Vaterland an Leid gesät, andrer Mütter Söhne - - hingemäht? Was da an Schmutz auf deiner Seelenschwelle, weil du von Reue nie etwas gespürt, sich angesammelt! Was an Tränen floß von fremden Müttern, hat dich nie berührt, so lang du von der Uniform geführt! Germania im Mutterhafen, du kannst schlafen! Wer zählt die Frauen, die laufen, ihren Gott zu schauen? Und Stimmen von Millionen umjubeln ihn. O Mutter, Heil! Ein Blick von ihm wird dir zuteil, Urquell von Generationen. Komm, deutsches Mädchen! Heime warten mit Teichen, Treppen, Blumengarten. Aus Bildern wähl' den Mann! Zum Urlaub kommt die deutsche Kraft in Uniform: Heil Mutterschaft, die arisch wählen kann! Dem Führer einen Sohn gebären - - die Sehnsucht möchte sich verzehren - - und Heime stehen offen! Mit Marmortreppen wunderbar - - und sind darauf nicht Psalmen gar? 0 junges Mutterhoffen! Du sprieße, forme Herz und Glieder und steig' im Garten auf und nieder nach Lust die Marmorstufen. O junger Fuß, O Psalmensegen! - - Ob sich die Gräber nicht bewegen, nach ihren Steinen rufen? Was siehst du mich so fragend an - -
vom Judenfriedhof Steine schleppen! Das tat ich nicht, bin doch kein Mann und geh' auch nicht auf Marmortreppen. Beleidigend, das viele Fragen in meinen alten Tagen! Die Wahrheit, sie ist gnadenlos, hat ihre Lichterschergen: So gründlich keine Tüchtigkeit, die Schande zu verbergen! Die Wahrheit sie ist gnadenlos, streut leuchtendes Kristall auf das verwesende Gewissen, macht sichtbar den Zerfall! Die Wahrheit, sie ist gnadenlos, spricht zum Vernunftsgehirn: "Den Heiligenschein der Rechtfertigung reiß ich von deiner Stirn!" Die Wahrheit, Schwester des Gewissens, enthüllt gar schon dem Kind die Schuld, die auf dem Volke lastet, und wer die Eltern sind! Tat keinem andern was zuleid,
für mich braucht niemand rot zu werden! Doch würdest du für andere rot? . Wer trieb die Kinder fort zu Herden vor deine Stadt? Fühlst keine Scham? Zwei Millionen umgebracht! Dein Sohn war nicht dabei. Schlaf Mutter, gute Nacht! Die Freude ist gestorben. Das Lachen ist so leer. Die Menschen werden härter. Gibt's keine Liebe mehr? Die Luft ist dick und grau, im Haus ist's traurig kalt. Fühlt sich das Kind noch jung - - fühlt sich das Kind schon alt? Ich glaube, daß die Schuld an deutschen Wänden klebt und schaut aus Kinderaugen auf's Heim und was da lebt. 8. Sprich Angeklagter, was hast du zu sagen aus deinen Auschwitztagen? Ich stehe hier in Frankfurt vor Gericht, trieb in die Gaskammer mit Hunden viele Kinder. In schwarzer Uniform muß man gehorchen. Ich bin von mir aus doch kein Judenschinder. Bin katholisch und hab' stets gebeichtßt, und meine Sünden wurden mir vergeben. Kein Priester sagte, ich soll nicht gehorchen. Ich war gehorsam, hab' das Recht zum Leben. Das Wort: "Bin besser als du", wie es im deutschen Geiste faucht, und Goethes Wort, daß es Jahrhunderte noch braucht, eh der Deutsche aufhört, ein Barbar zu sein - - Wie seine Worte doch von Wahrheit zeugen. Die Mauer spricht: "Ihr müßt euch vor mir beugen. Ich bin des Genius' Glorienschein." Spricht da ein junger Bursch zu mir: Was Goethe schrieb, das ist veraltet und Heines Thor mit dem Hammer - - Schund, und was 'die Feder stockt' gestaltet, wer möchte so was heute wissen? Ein Grinsen haben wir dafür, kehren Sie den alten Dreck doch nicht vor unsre Tür. Die Zukunft hat uns Jugend auserlesen. Was war, ist für mich am Verwesen. O Jugend späterer Generationen, seid meiner 'Feder stockt' nicht gram. Da die Geschichte sich doch wiederholt - - das kosmische Gesetz kennt keine Scham - - so weiß ich jetzt, was Hitler nicht gelungen und "Seine Tausend Jahre" sind dahin, gelingt euch später. Eure Tausend Jahre, sie geben dann dem Führer einen Sinn. Ich kam aus der Gefangenschaft zurück und hatte als Student das hohe Glück: Am Münchener Biertisch wächst das deutsche Wunder. O, wie er spricht und wie sein Auge funkelt! Wie herrlich seine Ariergestalt! Auf dem Altar das heilige Kreuz verdunkelt. Die Kerzen brennen jetzt vorm Hitlerbild. Und ist's dem Nordischen Gott noch nicht gelungen - - Natur macht keinen Sprung - - Ihr seid jetzt da. Hebt's Bierglas und "Germania" wird gesungen: Germania Germania mit dem Schwert! Wie Hitlers Tausend Jahre doch dich besingen von der Wiege bis zur Bahre! O heiliger Waffengang! Wie stramm doch Engel stehen, wenn sie die Hakenkreuzgeschmückten kämpfen sehen! O Deutsche Kirche! Wie doch zum Buch, Mein Kampf, die gläubigen sich bekennen. Es liegt auf dem Altar, und Synagogen brennen! O heiliges Ariertum! Du Sproß von Ordensrittern, wie doch vor dir die Untermenschen zittern! O Tausend Jahre! Und seid ihr nur ein Tag vor Gott gewesen - Wir kommen wieder. was Deutsche Rasse ist, bleibt auserlesen. O nenne mir Muse die Mutter, wie sie doch kommandierte "Links, rechts, links, rechts!" ihren Söhnen im Takte der Musik. 0 Einzug der Tausend Jahre: Hindenburg und Hitler! 0 Einqebung meines Gelübdes! Ich wagte da zu saaen: "Die Granatlöcher von Verdun sind noch nicht trocken vom Blute der Väter!" Da schrie aus der Hölle die Menge:"Kommunist, Demokrat, ein Jude, nicht lebend darf er entkommen: Zerquetscht, zertrampelt ihn!" Da ließ ich mich fallen und kroch, Reihe auf Reihe, nach hinten. O Hedwigkirche, dein - Schatten verbarg mich vorm Lynchgericht. Steigt hoch Millionen Menschen, hab' heute Verdun geheiligt: "Gott,, rette mich und ich will
Dir dienen solang' ich lebe!" 9. Die neuen Tausend Jahre benutzen das Atom. Stellt keine Fragen. Bismarck fragte nie Warum: "Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nichts auf der Welt!“ O neue Tausend Jahre! Bier her, ich fall um! 0 Jugend späterer Generationen: "Die Feder stockt" soll euch belohnen. In euch weck' ich das Ariertum: bin ich doch selbst bedeckt mit "Ruhm". Wie sang ich mit: "Wir wollen hassen, weil wir hassen müssen! Wir wollen hassen, weil wir zu hassen wissen! Wir lieben vereint, wir hassen vereint, wir hassen vereint unsren Erzfeind: England!" Wie zog ich doch als Freiwilliger mit, das "syphilitische Frankreich" zu zerschlagen, so spornte uns der Geist des Kaisers an. Habs Eiserne Kreuz für mein Betragen. Und dann das Wort vom Hitlergeist gezeugt: "Wenn's Judenblut vom Messer spritzt, dann geht's noch mal so gut!" Die Jugend hat sich vor dem Wort verbeugt und mit dem Messer aufgeschlitzt was undeutsch - - da floß Blut! O Jugend späterer Generationen, Ihr sollt doch in Walhalla wohnen, und kann mein Lied "Die Feder stockt" nichts lehren, Ruhm wird der Nordische Gott euch nicht verwehren. Von dir kein Lied mehr - schnappt der Bursche -
bin stolz darauf, daß wir die Preußen sind. Ich bin ein Koblenzer Schängel und lach' noch heut' gern wie ein Kind. Wir müssen Ehrgefühl für die Geschichte haben. Der Atem fast einer Million versiechte bei Verdun. Ich war dabei. Die verlorene Schlacht fand ihren Lohn als Ludendorff verkündete: "Die Juden gaben uns den Dolchstoß in den Rücken". Ich, Überlebender der Schlacht, zog vor zu schweigen. Und füllte Ludendorff auch nicht die Lücken des Ruhms - ein Hindenburg wird's tun. Hält meine Hand: "Sie waren bei Verdun. Wir Deutsche dürfen doch nicht ruhn, bis wir es gut gemacht." Sein "Böhmischer Gefreiter" hat's gut gemacht. Was bei Verdun versank, dem setzt doch sein Millenium das Ehrenmal. Kommt Jugend, seid der Arzt: Deutschland ist krank. Mit euch beginnen neue Tausend Jahre. Ruft sie zurück, den Hermann, der Cherusker, Friedrich der Große, Bismarck von der Bahre, verbrennt "Die Feder stockt" mit meinem "Einstein" Buch, und mein "Verdun". Der Scheiterhaufen lockt, und wieder spricht ein Goebbels vor der Universität! Ach, die gehört ja euch nicht mehr! - Die Feder stockt. Wie, du, mein Freund - ein Untermensch? Da lösche ich doch jede Spur. Du, dein Gesicht und dein Gedicht: kriegst arische Ahnengarnitur. Dein Verdunbuch ist Geschichte. Ich war dabei, war Offizier, bin Freund von Göring, sprech' mit ihm. Den neuen Stammbaum mach' ich dir. Natur, hüll' mich in deinen Frieden. Ich will schweigen, nicht mehr sprechen. Fließ dahin Vergangenheit mit den Winden, Wolken, Bächen. Ich bin doch ein Teil von euch, und ihr seid ein Teil von mir, haben doch den gleichen Ahnen: Gott - und nicht ein Stiefeltier. O Burschenherrlichkeit, ich reiß mich los. Wie tanzt ihr wieder, wenn die Bücher brennen! Ja, meine Feder stockt und so die Hand zum Säen. Die Einsamkeit soll mich von Deutschland trennen. Die stille Reinheit Schwedens und mein weißes Haar befreunden sich. Die Vorsehung kennt weder Raum noch Zeit. Zwei Preußen treffe ich am blauen See, zerreißen mir die heilige Einsamkeit: Ach, Sie sind Rheinländer; man hört's am Ton. Wir stammen aus dem Teutoburger Wald, verbringen unsren Urlaub hier. So ruhig, so still. Die Menschen haben Zeit, ob jung, ob alt. Der Ältere, muskelstark im grauen Bart, sagt da: Ich hatte auch kein gutes Los. Ich trug das Hakenkreuz, doch war zu jung
fürn Krieg. Zwar eins macht Hitler groß, hielt sein Versprechen, Deutschland neu zu bauen. Und jetzt hat jedes Haus ein neues Dach. Ins Rheinländische Ohr möcht' ich noch flüstern; ich hoff, das hält Sie diese Nacht nicht wach. Ich freue mich, daß es die Mauer gibt, denn 9o Millionen, lebten sie zusammen, da sang' man wieder "Deutschland über alles". Europa stand' in Flammen. 10. O Willi, spricht die innere Stimme, die Vorsehung hat hergelockt zwei Deutsche, daß du Deutsch empfindest, und Deine Feder nicht mehr stockt. Der Mann vertritt das andere Deutschland und lebt im Teutoburger Wald. Hätt' Hermann der Cherusker ihn gehört, ihn überlief es auf dem Denkmal kalt. O deutscher Bursche, wie möchte ich doch deinesgleichen mit der "Feder stockt" erreichen! Durch höllische Wogen, bin ich gezogen für dich zu säen, kannst mich lieben, kannst mich schmähen. Ich sah zwei Weltkriege, o Jugend, kommen, gehen, mit all dem Beten, Hassen und Verzeihen. Nur wer sich selber sieht und lernt aus der Geschichte kann sich von neuer Heimsuchung befreien. Ob's Armageddon heißt, ob die Apokalypse, ' es lauert, das was atmet, in den Tod zu hetzen. Tausend Jahre sind für Gott ein Tag. Die Urkraft lebt in kosmischen Gesetzen. Das deutsche Massenkarma, zweitausend Jahre alt, gibt - oder du sagst Nein - der Zukunft die Gestalt. Ich säe weiter, säe mit der Seele, säe für die vierte Generation. Das Feld, das ich bestellt in jungen Jahren, hat mein dreidimensionales Ich gedüngt: "Siegreich wollen wir Frankreich schlagen!" Dazu mein kriegsfreiwilliges Betragen: Offizier, Monokel, Reitpeitsche in Sicht; dazu des Herrenmenschen höchste Pflicht: "Nach oben beten, nach unten treten!" "Mögen sie uns hassen, wenn sie uns nur fürchten!" Dann Moltkes Worte, wie sie unsere Hoffnung schwellten beim Vormarsch auf Verdun: "Dem Franzosen soll nichts übrig bleiben als Augen zum Weinen!" So säte ich noch jung die deutsche Saat von 187o auf die Felder um Verdun. Sie schimmern heut* noch rot Die Hofprediger Seiner Majestät verhehlten das Wort "Du sollst nicht töten". 0 Jugend meiner vierten Generation, Ihr müßt erröten, betrachtet Ihr die Ernte, die ich mitgesät. Sie wurd' dem Hitlertisch serviert - kostbare Kaiserdelikatessen fürs Tausendjährige Reich. Spricht einer da: Warum soll ich erröten? Bin nicht geboren um zu töten, will leben und will leben lassen, will mich bestätigen, lieben, prassen. Ich säe meine Saat, nicht deine. O Freund, sprich. Säst du mit der Seele oder mit dem dreidimensionalen Ich? Wirst du "das deutsche Wesen" neu beleben? Mir ist als ob die Apokalypse schwele und Hitlers Tausend Jahre lockten dich. Ich hör am Horizont ein fernes Beben. Goethe, Einstein helft den Erben. Sie beprahlen ihr Verderben. Außen voll und innen leer, haben keine Seele mehr; wollen keine Zeichen deuten, nur den Augenblick ausbeuten. Tausend Mal auf Erden wiederkommen, die Hoffnung wird uns nicht genommen. Der Geist der Vorväter verlangt von mir: "Steh' stramm vor Tradition, ruf: 'Ich bin hier.'" Urgroßvater, Großvater, Vater und ich, wie's spritzte um uns, französisches Blut; jetzt gröhlt die fünfte Generation: "Spritzt Judenblut, ei das tut gut!" Wir sind Kinder und laufen im Kreis, spielen die Blinde Kuh, so unschuldig, so harmlos rein, Jahrhunderte schauen uns zu. Spricht Heuß: "Willi, das ist vorbei. Ins Blut tauch' Deine Feder. Wühle das deutsche Gewissen auf, selbst gäbe es Wut und Gezeter!" 11. Dir sing ich das Lied, deutscher Forschungsgeist, welchen Eroberungsdrang du doch hast! Kein anderes Volk kann sich so rühmen. Das forschende Auge, wen rief es als Gast - den kriegsgefangenen Russen, 2o Jahre alt. Man friert ihn ein. Das Herz klopft schwach und schwächer, Man trägt ihn jetzt zu einem schönen Mädchen. Sie, nackt wie er, reicht ihm den Liebesbecher, sieh da, das Herz schlägt wieder jung und stark. Doch ruht der deutsche Forschungsgeist noch nicht, bis er entdeckt nach wiederholter Frierung, daß ihre Küsse weder sein Gesicht mit neuem Lebensrot beglücken, noch ihre warme Hand den Körper weckt. Die junge Jüdin wirft man in den Ofen. Doch hat die deutsche Medizin entdeckt: Wie lang der Puls im Eiswasser noch schlägt, und wann die Mädchenhand nicht mehr belebt. Gesegnet sei das Auge, das studiert wie lang die Geilheit noch am Atem klebt. Komm junge Jüdin mit gesundem Blutdruck! Was du der Wissenschaft zu bieten hast mit vielen anderen Mädchen - Krebsversuche - sei unserem Forschungsauge lieber Gast. Der junge Arzt ist auch ein Mensch wie du, und die Gefühle sind nicht gern allein, auch nicht im Lager. Geht der Krieg zu Ende, dann atmest du das Gas des Schweigens ein. Was menschlich, ist dem arischen Arzt nicht fremd • auch eine schöne Jüdin ohne Hemd. Ihr jungen Himmler Sprossen, zeigt euch würdig, ihr wohnt jetzt der erprobten Folter bei, im tiefen Keller unseres Hauptquartiers, hört Beten, Gnadeflehen und Geschrei. Zuckt ihr nicht mit der Wimper, schaut's euch an mit arischem Gleichmut, seid ihr Himmlers Mann. Martin Buber, du sprachst auch zu mir: kannst du ein neues Gewissen Deutschen geben, dann wird das Absolute ein Teil von dir, die Urgewalt der Seele wirst du erleben.Die Urgewalt der Seele soll auch mein Leser fühlen: Steigt hoch Studenten aus eurem frühen Grab, legt Zeugnis ab für Kind und Kindeskind von deutscher Sendung, die euch Himmler gab: Wir Kinder waren hungrig nach dem Ersten Weltkrieg und wurden dann in Norwegen herausgefüttert, auch von Familien, die jüdisch waren. Als Studenten sandt' man uns zurück, aus Dankbarkeit die Hand mit unseren Wohltätern zu schütteln. Doch sollten wir, als Gast, zugleich erfahren - sind als Spione ausgebildet worden - wie das Verteidigungssystem der Küste war; und führten Listen, wo ein Jude wohnt. Dann folgte Hitlers Überfall des Landes. Die Juden auf ein Schiff gepackt, versanken. So wurden unsere Gastgeber belohnt. Gemeinheit spricht zu Niedertracht: "Schuf mehr als du. Mein Himmler sprach: •Fünf Millionen tot in Frankreich - das macht mir keiner nach!'" Die Niedertracht spricht zur Gemeinheit: "Ist das alles was du weißt? 5o Millionen starben hin für meinen Gott, der Hitler heißt." Zickzack der Unendlichkeit im deutschen Kleid. Ob jetzt, ob nie - die gleiche Melodie. Zerstör' die Ellbogen des Ichs, reiße ab die Egoschranken des geblähten Intellekts, bring' den Massengeist ins Wanken, der die Jugend rummarschiert, die Augen auf den Mund gerichtet, der befiehlt: "Der Feind der Väter wird durch seinen Sohn vernichtet. O Jahrhunderte im Kriege, heil Preußensiege! Wer schrieb: Du sollst den Nächsten lieben, Du sollst nicht töten? Was für Schmarren! Ich bin blond, hab' blaue Augen! Hält ein Jude mich zum Narren? Zweitausend Jahre Nordisches Blut vererbt der Vater auf den Sohn. Gehorsamsinn und Gründlichkeit haben eine Weltmission. Fällt die Mauer, bin ich da. Deutscher Geist - hurrah! 12. Gepfropft die Berliner Philharmonie, das Intellekt tanzt auf dem Seil. O Jugend ahmt das Beispiel nach. Man hielt das Ariertum nicht feil und rief: "Einstein und Haber schweigt! Was ihr geleistet - hohl und seicht. Zudem ist's deutsche Wissenschaft im jüdischen Gefäß gereicht." Jeden Atem, den ich ziehe, stammt aus der Unendlichkeit, lebt mit mir im Raum und Zeit, Uhr mit deinem Zeiger, fliehe! Muß im täglichen Gestalten die Unendlichkeit entfalten. Die Zeit, ein Teil der Ewigkeit, hat ein menschliches Gesicht auf der Erde. Doch dann steht unser Wille vor Gericht. Fragt man mich, was ich dann will - ich säe weiter, ruhig und still, fühle heilige Verpflichtung trotz drohender Vernichtung. Einstein, steig hoch! Hast doch verworfen den Glauben, der sich mit der Macht verbündet und so der Massen-Niedertracht das heilige Licht anzündet. Dein Wort, gelöst von Raum und Zeit, wird Ewigkeit. O heilige Qual des Untermenschen, OUntermensch der heiligen Qual! Gibt's ein Verbrechen der Geschichte größer als die Hitlerwahl? Und dann das fromme Konkordat, wie doch die Gläubigen das genießen! "Kann man mit Gott und mit dem Teufel, zugleich ein Bündnis schließen? Gewissen - "jüdische Erfindung", der Germanenführer spricht und das Wort: Du sollst nicht töten, ist das Hätschelkind der Feigheit. Untermenschen, fort mit euch! Wer deutsch fühlt, braucht nicht zu erröten, Hoch die Fackel, schleudert sie! Funkle Nacht, wie ein Kristall! brennet Bibel, Thorarollen! Israel, tief sei dein Fall! Das Hohe Lied Dreidimensionaler Mensch,
Fleisch ist deines Glückes Schmied. Ebenbild der Sinnenlust, sing mit mir das Hohe Lied! Wie doch Schmeichelei sich wiegt und die Wichtigkeit sich brüstet! Wie die Gier gedeiht und wächst, nach dem Geld des andern lüstet! Wie doch schürt dein freier Wille vergewaltigende Triebe! Die gepflegte Hand wächst Krallen, Augen schwelen brünstige Liebe! Wächst die Mauer um das Ich, hat sich nie ein Du erlesen, und so siecht dein Ich dahin - lebendiges Verwesen. Ohne Heiligkeit des Du, ohne Du der Heiligkeit, wird dein Ichverließ ein Tempel, Satan und der Nacht geweiht. Meine Feder stockt nicht mehr. Komm, Gretel, Du sollst leben. Komm, Treueste der Treuen, Du sollst Zeugnis geben! 13. Nenne mir, Muse, die feurigste Tat, die durch die Geschichte der Menschheit leuchtet, um dem Staunen die Worte zu töten. Schreibe sie auf und verhüll' dein Gesicht! Die Glut von gestern blendet noch heute und macht das fernste Geschlecht erröten. Steige denn hoch die Nacht aller Nächte! Wie düster hallt doch der Trommelwirbel! Schwarz und braun in Reih1 und Glied. Tausende Menschen, Mann, Weib und Kind, wie sie doch jagen, das Schauspiel zu sehen! Stammesgemeinschaft - kein Unterschied. Züngeln da nicht schon vom hohen Gebäude Flammen und färben die Luft dunkelrot? Rot schimmern die Straßen, die Menschen im Fenster. Die Flammen gebären, und glühende Freude strahlt aus den Augen getreuer Millionen. Manche, unheimlich wie Gespenster, huschen umher, im Chore rufend, hierhin, dorthin: "Juda, verrecke! Fort mit dem Auswurf! Deutschland sei rein!" Ein Faß wird geschleudert ins tobende Meer, furchtbares Krachen. Flammen schießen, Fenster brechen, das Dach stürzt ein. Wogende Menschen, sie jubeln und klatschen. Wogende Flammen, der Tempelvorhang flattert umher wie auf roten Schwingen. Die Thorarollen, geziert mit der Krone, gleißen im Allerheiligsten auf. Die Silberglöckchen der Krone klingen. Las in der Thora nicht damals der Herr? Stand nicht Maria auch einst im Tempel? Und sangen sie beide nicht Psalmenlieder? Wären sie Zuschauer jetzt in der Masse, riefen sie:"Heil!", sie wären ja arisch und fielen gar vor dem Führer nieder. Künde, Genuß, von anderen Gästen, die du geladen, das Schauspiel zu sehen! Warum stehen sie abseits und schluchzen und beben? Sind sie noch Menschen, schon Untermenschen? Die Moses-Jünger trieb man hierher, die Frucht ihres Glaubens hier zu erleben. Sind doch gezeichnet mit gelbem Stern, ist da nicht Gretel? Sie sandt' einst Pakete den deutschen Soldaten ins Feindesland. Siehe, die Freundin hat sie gesehen. Geht hin, möcht* heimlich ihr etwas geben. Ein Kolben schlägt nieder die Hand. Und als die Gretel Asche wurde, ist sie ins Kloster eingetreten. Jetzt sind es 4o Jahre her, sie ist immer noch am Beten. Erinnerung, webst mir das Totenhemd? Mir war doch die Bewegung fremd! Hob manchmal wohl zum Gruß die Hand. Man muß doch leben, mischte mich nicht ein, ließ manches Krumme gerade sein. Ich habe vieles nur geahnt. Die Kirche schwieg, hat kaum gemahnt. Hat wohl das Christentum verkündet, den Weihnachtsbaum uns angezündet. Nun muß ich für die Schuld der anderen büßen. Und sterb' in der Erinnerung. - Ist das mein Ende? Der Jude Jesus ist für dich gestorben. Falte die Hände! Heilige Akrobatik Wenn Heiligkeit auf dem Seile tanzt,
tanzt die Geschmeidigkeit mit frommem Lächeln hin und her. 0 Tausendjährige Zeit! Im Purpurkleid und Hermelin paktiert man mit der Niedertracht. Tanzt Gott doch auf dem Seile mit, Gebete haben Macht. Das Seil spannt sich hoch über Polen. Drauf tanzt, was deutsch, den Messertanz, und unterm Seil ist der Altar mit Sakrament im Kerzenglanz. Da hör ich einen Engel flüstern: "Gesegnet wird jetzt: Du sollst töten. Polen, Auschwitz - o, die Schande - • der Teufel muß erröten!" 14. Kommt, Kaiser, Hitler: Seid ihr doch Bekannte; erlebte eure Kriege und die Schande. Verdun, o Kaiser, losch das deutsche Licht; dann kam ein anderer Führer - hielt Gericht. Rückgrad Wer Gehorsam kennt, der darf befehlen, das ist der arische Belang. Dein Mund schon früh Befehl verkniffen, dein Ich-erfüllter Gang. Du hast als Rückgrad einen Säbel. 0 auserwählte Kreatur! Wo bist du jetzt? Ins nächste Leben führt eine blutige Spur. Kommt, Hess und Göring, Ribbentrop und Speer! Sah euer Lächeln, Ichstolz hoch und hehr, und wie die schöne Uniform euch stand! Ehrgeiz und Verbrechen - blutsverwandt. Das Ende Du armer Mensch, wie endest du? Von Ichsucht, hin und her gerissen, umarmst du, was dir Macht verspricht und schon vermodert dein Gewissen. Ziehst mit dem Haß, den man dir predigt, bald gegen Rasse, bald Religion, umarmst die Niedertracht der Masse. So baut die Ichsucht dir den Thron Auf dem du sitzt und sitzt so lange, bis "ich bin besser als du" verwest - folgt dem Gewissen nach und du dich stinkend um dich selber drehst. Kommt, Roosevelt, Churchill, Heuß und Schweitzer, Einstein! Ihr sagtet Nein zum blutrünstigen Schmähen des Tausendjährigen Reichs. Beseeltet mich, in Jugendkreisen eure Saat zu säen, Augen O Geheimnis unserer Schöpfung! Strahlt Unendlichkeit und Stille aus dem Auge, meins und deins, unbeteiligt unser Wille. Wenn der Wille, Ichgetrieben, sich ins Schöpfungsbild einschaltet, spricht der Mensch: "Hier steht mein Feind." Sein Auge hat der Haß gestaltet. Auch ich sah's Auge meines Feindes. Was ich empfand, ich heut' empfinde: Mein und sein Auge - ewiges Licht. So machte mich der Krieg zum Kinde. Einstein gab mir hohen Lohn: Gewissen, Intuition. Die Bundeslade O Gnade des Wunders,
O Wunder der Gnade! Ich hab in mir entdeckt die Bundeslade. Keine Gerechtigkeit ohne Liebe, keine Liebe ohne Gerechtigkeit. Die Schöpfung und ich - über Raum und Zeit! William Hermanns [G213] Die Feder stocktDie Feder stockt: Navigation durch Gedicht Abschnitt:
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